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7 Anhang

7.1 Kleines Lexikon der verwendeten Fachbegriffe

nach Römpp 1995

Antioxidantien

(Oxidationsinhibitoren, Antioxygene). Organische Verbindungen von sehr verschiedenartigem Bau, die unerwünschte, durch Sauerstoff-Einwirkungen und andere oxidative Prozesse bedingte Veränderungen in den zu schützenden Stoffen hemmen oder verhindern. Anitoxidantien werden zum Beispiel benötigt in Kunststoffen und Kautschuk, Fetten (Schutz vor Ranzigkeit), Ölen, Viehfutter, Autobenzin und Düsentreibstoffen (Verharzung). Als Antioxidantien wirksam sind zum Beispiel durch sterisch hindernde Gruppen substituierte Phenole, Hydrochinone, Brenzcatechine und aromatische Amine sowie deren Metall-Komplexe. Für technische Artikel werden neben den Phenolen auch organische Sulfide, Polysulfide, Dithiocarbamate, Phosphite und Phosphonate eingesetzt. Die Verwendung der Phenol-Derivate ist wegen mangelnder biologischer Abbaubarkeit eingeschränkt (Umweltrisiko). Die Wirkung der Antioxidantien besteht meist darin, dass sie als Radikalfänger für die bei der Autoxidation auftretenden freien Radikale wirken.

Avivage

(franz. aviver, beleben). Arbeitsvorgang bei der Herstellung von Garnen und Geweben, oder bei der Wäsche-Nachbehandlung, bei dem diese mit weichmachenden, glättenden Substanzen (Aviviermitteln) behandelt werden, um (bei Garnen) die Spulfähigkeit zu verbessern und antistatische Eigenschaften zu erzielen oder (bei Geweben) den Griff zu verbessern oder Glanz und Farbbrillanz zu erhöhen. Avivage-Präparationen enthalten Öle, quartäre Ammonium-Verbindungen, Schichtsilikate, Fettsäure-Derivate, Siliconöle und andere. Der Einsatz avivierender Mittel zur Wäschebehandlung (Weichspüler) kann in einem auf den Waschprozess folgenden Weichspülgang erfolgen, oder die Avivagewirkstoffe werden unmittelbar in der Waschmittelrezeptur integriert.

Mercerisation

Von dem Engländer Mercer 1844 erfundenes Textilveredlungs-Verfahren für Baumwollgarne und -gewebe. Es verleiht der von Natur aus relativ stumpfen Baumwolle Glanz und führt zu erhöhter Farbstoff-Affinität, höherer Reißfestigkeit und zu weicherem, fülligem Griff des Materials. Der in verschiedenen Varianten auch an Hochmodul- und Polynosicfasern ausgeführte Mercerisationprozess besteht im wesentlichen in der Einwirkung von 20–26%iger Natronlauge und Mercerisierhilfsmitteln bei ca. 10°C unter gleichzeitiger oder anschließender Ausübung einer Zugspannung. Unterbleibt die Spannung des Materials (man spricht dann statt von Mercerisation von Laugieren), so erhält man geschrumpfte, elastische Stretch-Garne und -Gewebe. Die Mercerisation ist verbunden mit verschiedenen physikalischen Veränderungen und chemischen Reaktionen der Baumwollfaser wie zum Beispiel Entspiralisierung und der Bildung von Alkalicellulose, Hydratcellulose oder Alkoholaten.

Koagulation

Von lat. coagulatio (Gerinnung) abgeleitete Bezeichnung für die Umwandlung eines Sols in ein Gel unter Ausflockung. Koagulation tritt ein beim Klären von Wasser mittels Flockungsmitteln, bei der Sedimentation der in Aerosolen verteilten festen oder flüssigen Teilchen, beim Gerinnen von Milch für die Käse-Produktion, beim Denaturieren von Eiweiß durch Erhitzen, bei der Blutgerinnung mittels Gerinnungsfaktoren oder beim Eintritt der Celluloselösung in das Fällmittel.

Schweizers Reagenz

Nach ihrem Entdecker (Mathias Eduard Schweizer, 1818–1860, Prof. Chemie, Zürich) benannte wässrige Lösung von Amminkupfer(II)-hydroxid, Cu(NH3)4(OH)2 · 3H2O. Schweizers Reagenz kann durch Übergießen von Kupferspänen mit 20%iger Ammoniak-Lösung, der etwas Ammoniumchlorid beigemischt ist, und anschließendes Einleiten von Luft oder durch Einwirken von wässriger Ammoniaklösung auf Cu(OH)2 hergestellt werden. Das oft Cuoxam genannte Reagenz stellt eine dunkelblaue Lösung dar, in der sich Cellulose (zum Beispiel Watte) zu einem zähen gallertartigen Brei von Amminkupfer(ii)-cellulosat löst, aus dem sie durch Zusatz von Säure wieder ausgeschieden werden kann; davon macht man bei der Herstellung von Kupferseide Gebrauch.

Viskose

In der Technik übliche Bezeichnung für die orangerote, zähflüssige (viskos, daher der Name!) wässrige alkalische Masse aus Cellulosexanthogenat. Cellulosexanthogenat ist ein Celluloseester, der bei der Herstellung von Cellophan, Kunstseide oder Regenerat-Cellulose als Zwischenprodukt bei der Einwirkung von Schwefelkohlenstoff auf Alkalicellulose anfällt. Aus der alkalischen Viskose, deren Viskosität durch Reifen, einem oxidativen Abbau der Cellulose unter Sauerstoffeinfluss reguliert wird, wird die Cellulose durch Fällen in Säurebädern in Form von Fäden oder Folien (Cellophan) regeneriert. Dabei werden die Xanthogenat-Gruppen unter Freisetzen von Schwefelkohlenstoff und Schwefelwasserstoff als umweltbelastende Nebenprodukte abgespalten. Alternativen für das aus ökologischem Grunde bedenkliche Viskoseverfahren werden intensiv untersucht.
Verwendung: Zur Herstellung von Viskosefasern (Reifencord, Zellwolle, Zellglas, Schwämme).

7.2 Literaturverzeichnis

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  31. Weltzien W.: Chemische und Physikalische Technologie der Kunstseide. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1930, S.177- 189

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der Viskosität der beiden Lösungen feststellen. Somit kann nicht nachgewiesen werden, dass Natriumnitrit den oxidativen Abbau der Cellulose in der Spinnlösung beschleunigt. Dies wiederspricht den Ergebnissen von Bayerbach [Bayerbach 1992], der beobachtet hatte, dass bei Zugabe von Natriumnitrit zur Spinnlösung, die Viskosität merklich schneller sinkt als bei Zugabe von Sauerstoff. Nitrit entsteht durch Oxidation des Ammoniaks mit Luftsauerstoff in der kupferhaltigen Lösung.