Prof. Fingerhut und Prof. Stingele erhalten hochdotierte ERC-Grants

23.11.2023

Der Europäische Forschungsrat fördert mit Consolidator-Grants innovative Projekte.

Quantendynamik, Medienforschung, Genetik, Politikwissenschaft, Astronomie, Medizin und Kunstgeschichte: Insgesamt neun Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen Fachbereichen haben erfolgreich zusammen mit der LMU je einen Consolidator-Grant eingeworben, darunter Prof. Benjamin Fingerhut und Prof. Julian Stingele aus der Fakultät für Chemie und Pharmazie. Die Auszeichnung ist mit einer Förderung von bis zu zwei Millionen Euro für einen Zeitraum von fünf Jahren dotiert. Mit Consolidator Grants unterstützt der Europäische Forschungsrat (ERC) exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei, ihre innovative Forschung weiter auszubauen und zu konsolidieren. Grundlage für die Entscheidung des ERC bei der Vergabe der prestigeträchtigen Grants ist die wissenschaftliche Exzellenz der Antragstellenden sowie des beantragten Projekts.

 

 

Quantendynamische Simulationen

 

Benjamin Fingerhut ist Professor für Theoretische Chemie an der LMU. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören ultraschnelle dynamische Prozesse in kondensierter Phase.

Die Wechselwirkung eines Quantensystems mit seiner Umgebung führt zu neuartigen Phänomenen und Möglichkeiten, die in isolierten Quantensystemen nicht vorhanden sind und präzise und zuverlässige Berechnungsmethoden der Vielteilchen-Dynamik offener Quantensysteme erfordern. Daher will Fingerhut in seinem Projekt NG-Quapi (Next Generation Quasi-Adiabatic Propagator Path Integral (Quapi) Methods for Condensed Phase Quantum Dynamics) die sogenannte quasi-adiabatische Propagator-Pfad-Integral-Methode (Quapi) weiterentwickeln, um numerische Simulationen der Quantendynamik in komplexen Systemen und Umgebungen zu erleichtern und ein besseres Verständnis der Phänomene in solchen Systemen zu erreichen. Die neuen Ansätze und Algorithmen sollen die Entwicklung einer umfassenden numerischen Softwareplattform für solche Simulationen ermöglichen. Diese Entwicklung hat großes Potenzial, da sie extrem anspruchsvolle Simulationen erlauben könnte, die auf klassischen Computern noch nicht möglich sind oder nur auf maßgeschneiderten Quantensimulatoren denkbar sind.

Benjamin Fingerhut forschte nach seiner Promotion an der LMU an der University of California, Irvine, und am Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie in Berlin, bevor er 2022 an die LMU wechselte.

 

 


Prof. Dr. Benjamin Fingerhut | © LMU

Vernetzungsschäden an RNA und Proteinen

 


Prof. Dr. Julian Stingele | © Jan Greune / LMU

Julian Stingele ist Professor am Genzentrum der LMU. Er forscht zu Mechanismen, die Schäden an Biomolekülen erkennen und auflösen.

Zellen sind ständig mit komplexen Vernetzungsschäden an ihren Biomolekülen konfrontiert, die durch reaktive Stoffwechselprodukte, aber auch durch exogene Quellen verursacht werden. In seinem Projekt DECONSTRUCT (Deconstruction of complex crosslinking damage) will Stingele untersuchen, wie sich Vernetzungsschäden an RNA und Proteinen auf das zelluläre Gleichgewicht auswirken. Dazu nutzt er neue experimentelle Modellsysteme, die er mit genetischen und proteomischen Ansätzen kombiniert, um die molekularen Mechanismen aufzuklären, mit denen Vernetzungen erkannt und aufgelöst werden. Mithilfe dieser Erkenntnisse soll die physiologische Rolle von RNA- und Proteinschäden bei der Reaktion auf während der Zelldifferenzierung entstehendes Formaldehyd und auf vernetzende Chemotherapeutika aufgedeckt werden. Stingele erwartet, dass die Ergebnisse einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der zellulären Qualitätskontrolle und der Genomstabilität liefern und weitreichende Auswirkungen auf die Krebstherapie und das Verständnis von Alterungsprozessen haben.

Julian Stingele promovierte am Max-Planck-Institut für Biochemie in Planegg-Martinsried an. Anschließend forschte er am Londoner Francis-Crick-Institute, bevor er 2017 an die LMU wechselte