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6 Betrachtungen

Die Bedeutung des Kupferseideprozesses heute

Kupferseide hatte wie andere halbsynthetische Fasern ihre größte Bedeutung in der Zeit vor Einführung der vollsynthetischen Polymeren, wie den Polyamiden (zum Beispiel Nylon, Perlon) und Polyestern (zum Beispiel Trevira, Diolen). Die Verbesserung der Eigenschaften der vollsynthetischen Fäden hat zur Folge, dass die von der Cellulose abgeleiteten Fäden kaum mehr konkurrenzfähig sind. Auch unter dem Aspekt der Verfügbarkeit der Cellulose als nachwachsender Rohstoff werden derzeit der wirtschaftlichen Verwertung von Kupferseidefasern nur geringe Chancen eingeräumt. Trotzdem werden auch noch heute Kupferseidefasern unter dem Namen "Rayon" oder "Cupro-Rayon" von einer italienischen Textilfirma produziert und zu Geweben verarbeitet.
Die Herstellung von Hohlfasern hat indes heute große Bedeutung im medizinischen Bereich. So werden Kapillaren hergestellt, die unverzichtbar für die Hämodialyse und Hämofiltration (künstliche Niere!) sind. Dabei sind internationale Vorschriften (GMPs, GLPs) zu beachten, um die sachgerechte Herstellung von der Dialysatoren zu gewährleisten.

GMPs

("good manufacturing practices")

Von der WHO erstmals 1968 erlassene Empfehlungen für die sachgerechte Herstellungspraxis von Arzneimitteln.
Die Richtlinien betreffen:

Die später revidierten GMP-Richtlinien sind inzwischen Allgemeingut nicht nur der pharmazeutischen Industrie geworden, sondern werden auch in der Kosmetik-Industrie beachtet. In Anlehnung an die GMP sind inzwischen auch GSP (Good Storage Practices), erarbeitet worden. In der Riechstoff-Industrie spricht man von einem "Code of Good Practice". Die GMP-Richtlinien, denen verwandte GLP- und GCP-Empfehlungen zur Seite stehen, haben auch ihren Niederschlag gefunden in nationalen Arzneimittel- und Gefahrstoffverordnung, in VO zur Arbeitssicherheit, zum Umweltschutz etc. [Römpp 1995]
Weiterführende Literatur: http://www.cgmp.com/htmfiles/key.htm

GLPs

(" good laboratory practices")

Englische Bezeichnung für ein internationales (OECD und EG) vereinbartes Verfahren zur Durchführung von Analysen, Tests und Untersuchungen von Chemikalien zur Beurteilung ihres Gefährdungspotentials gegenüber dem Menschen oder der Umwelt. Das Verfahren legt Standards fest für Organisation und Personal, Räumlichkeiten, Arbeitsanweisungen, Ergebnisberichte und Archivierung. Es soll die internationale Anerkennung von Prüfergebnissen erleichtern.[Römpp 1995]
Weiterführende Literatur: http://www.dggf.de/gesetze/brdglpd.htm

Umweltschutz

Die beim Kupferseideprozess anfallenden Mengen an Abwässern machen dessen Rentabilität äußerst schwierig. Dies sind vor allem große Mengen an Ammoniumsulfat, dessen Aufbereitung in den Kläranlagen hohe Kosten verursachen. Eine Lösung dieses Problems wäre die Rückgewinnung von Ammoniak nahezu 100%ig zu gestalten, wodurch die Salzlast an Ammoniumsulfat reduziert würde. Außerdem fallen noch große Mengen an Abwässern an, die mit dem Schwermetall Kupfer verunreinigt sind. Die Rückgewinnung ist zwar heute nahezu vollständig, jedoch werden zur Elektrolyse der Kupfers hohe Strommengen verbraucht. Zusätzlich werden bei der Wiederverwertung des rückgewonnen Kupfers große Mengen an Natriumsulfat (1 mol NaSO4/mol Cu) frei.
Im Vergleich mit dem Viskoseverfahren, bei dem die Umweltbelastung mit Sulfiden ein immenses Problem darstellt, steht der Kupferseideprozess mit der Produktion von Cellulosefasern eine Alternative dar.
Herzuheben ist, dass bei allen Prozessen, die Kohlenhydrate (Cellulose) als Grundstoff verarbeiten, immer etwas größere Mengen an Abwässern entstehen. So ist immer ein Kompromiss zu treffen, wenn man nachwachsende Rohstoffe verarbeitet.
Weiteres dazu erfahren Sie in der Zulassungsarbeit "Green Chemistry" von Nico Waibel.


© 2001e-mailMarkus Förg, foerg.markus@gmx.de

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